Grundformen der Angst, nach Fritz Riemann
Grundformen der Angst, nach Fritz Riemann

Grundformen der Angst, nach Fritz Riemann

Fritz Riemann, ein bekannter deutscher Psychoanalytiker, hat in seinem Werk Grundformen der Angst vier grundlegende Arten von Ängsten beschrieben, die er als archetypisch für das menschliche Erleben betrachtet. Diese Grundformen der Angst entstehen laut Riemann durch den Konflikt zwischen den menschlichen Bedürfnissen nach Sicherheit und Freiheit, nach Dauer und Veränderung. Sie beeinflussen, wie Menschen sich in Beziehungen verhalten, ihre Lebensentscheidungen treffen und mit sich selbst umgehen.

Hier sind die vier Grundformen der Angst nach Riemann:

  1. Angst vor Nähe (schizoide Angst):
    • Menschen mit dieser Grundform der Angst fürchten, in Beziehungen ihre Unabhängigkeit und Freiheit zu verlieren. Sie empfinden Nähe als bedrohlich und haben oft Probleme mit Bindungen, weil sie das Gefühl haben, sich selbst aufgeben zu müssen. Sie neigen dazu, Distanz zu schaffen, um sich vor einer Verschmelzung oder Abhängigkeit zu schützen.
  2. Angst vor Distanz (depressive Angst):
    • Diese Angst zeigt sich durch das Bedürfnis nach Nähe und Verbundenheit, während Distanz und Alleinsein als bedrohlich empfunden werden. Menschen mit dieser Grundform der Angst sehnen sich nach Sicherheit und Geborgenheit in Beziehungen, aus Angst, verlassen oder abgelehnt zu werden. Sie sind oft aufopfernd und haben Schwierigkeiten, sich selbst abzugrenzen.
  3. Angst vor Veränderung (zwanghafte Angst):
    • Die zwanghafte Angst äußert sich in der Furcht vor Unsicherheit und Veränderung. Diese Menschen bevorzugen stabile, sichere und kontrollierbare Situationen und vermeiden Risiken. Sie streben nach Beständigkeit und Struktur, um sich sicher zu fühlen, und haben oft Angst vor Verlust der Kontrolle.
  4. Angst vor Notwendigkeit (hysterische Angst):
    • Diese Angst zeigt sich in der Furcht vor Festlegung und Dauerhaftigkeit. Menschen, die unter dieser Form der Angst leiden, möchten möglichst viele Möglichkeiten offenhalten und fürchten, durch Verpflichtungen eingeschränkt zu werden. Sie haben oft ein starkes Bedürfnis nach Freiheit und neigen dazu, sich schwer festzulegen.

Riemann beschreibt diese Ängste als Teil eines Spannungsfeldes zwischen Sicherheit und Freiheit, Stabilität und Wandel. Jeder Mensch hat laut Riemann alle vier Ängste, jedoch in unterschiedlicher Ausprägung.